Gedenkfeier Perlacher Arbeitermord 5. Mai 2019

29. April 2019

„Zum Gedenken der Opfer aus den Revolutionsjahren 1918/1919“ – so steht es unscheinbar auf dem Kriegerdenkmal am Perlacher Pfanzeltplatz. Hinter diesen harmlosen Zeilen verbergen sich nicht zuletzt zwölf Perlacher Arbeiter, die meisten von ihnen Sozialdemokraten, die in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 1919 vom rechtsgesinnten Freikorps Lützow aus den Betten gerissen und danach ohne Prozess hingerichtet wurden. Genau 100 Jahre danach gedenkt der SPD Ortsverein Perlach-Waldperlach am Sonntag, 5. Mai 2019, um 14 Uhr, mit einer Kranzniederlegung am Perlacher Kriegerdenkmal der Ermordeten. Die Gedenkrede hält Landtags-Vizepräsident Markus Rinderspacher.

"Wir wollen an diesem Tag gemeinsam der Toten, ihrer Familien und unserer eigenen Geschichte gedenken“, sagt Helena Schwinghammer, die junge Vorsitzende der Perlacher SPD. „Besonders freuen wir uns über die Teilnahme der Urenkel des erschossenen Korbmachers August Stöber an unserer Gedenkstunde. Dessen Sohn Willi war 80 Jahre lang Mitglied der SPD und Mitbegründer im Ortsverein Trudering“.

Neben Stöber waren insgesamt 13 Perlacher Arbeiter nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik von Perlacher Bürgern beim Freikorps denunziert, die sich von vermeintlichen Kommunisten bedroht fühlten. 12 von ihnen, Josef Ludwig, Arthur Koch, Johann Keil, Sebastian Hufnagel, Albert Dengler, Albert Krebs, Georg und Josef Jakob, Georg Eichner, Konrad Zeller, August Stöber und Johann Fichtl wurden zum Biergarten des Hofbräukellers am Wiener Platz verbracht und dort in Gruppen von zwei bis drei Männern vom Freikorps erschossen. Sie alle hinterließen eine Ehefrau und insgesamt 36 Kinder, denen in ohnehin sehr kargen Zeiten der Vater und Ernährer genommen wurde.

„Es erschüttert uns noch heute,“ so Helena Schwinghammer, „dass die Verfahren gegen die Mörder und Hintermänner im Juli 1922 einfach eingestellt wurden und bis heute ungesühnt sind. Wir wollen aber nicht anklagen, sondern der Toten und ihrer Familien gedenken und sie am 100. Jahrestag ihrer Ermordung ehren, ganz im Sinne des ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner.“ Von ihm stammt der Satz, dem sich die Perlacher SPD verpflichtet sieht: „Jedes Menschenleben soll heilig sein!“

Gedenken an die Opfer des Perlacher Arbeitermordes vom 05. Mai 1919

Sonntag, 5. Mai 2019, 14:00 Uhr vor dem Kriegerdenkmal am Pfanzeltplatz Bus 196 und 55, Haltestelle Pfanzeltplatz

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